Meine Erfahrungen mit der 30 tägigen Meditation

Meine erste Yoga-Stunde erlebte ich im Rahmen eines Dates. Eine Yoga-Lehrerin lud mich dazu ein. Monate später, nachdem aus dem Date keine große Liebe resultierte, entschloss ich mich nochmals eine Yoga-Stunde (in einem anderen Studio aus Eigeninteresse) zu besuchen.

Aus dem Buch „Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin: Manual für die Praxis“ wusste ich, dass ähnlich der Hypnose während der Meditation Trance-Zustände erlebt werden können. Das interessierte mich und deshalb suchte ich mir direkt eine meditative Varriante des Yogas aus, die zeitgleich auch (je nach Yoga-Übungen, wie zum Beispiel der Streckposition) sportlich anspruchsvoll sein kann: Kundalini Yoga.

Die Zeit im Anschluss der Yoga-Stunden wurde häufig für ein austauschendes Gespräch unter den Yogis genutzt. So kam es, dass die 30 tägige Meditation angesprochen wurde. Ziel ist es an dreisig aufeinanderfolgenden Tagen jeweils elf Minuten täglich zu meditieren. Um die Disziplin zu stärken wird diese Praxis mit der zusätzlichen Auflage und Zusicherung begonnen, dass die 30 Tage sobald an einem der 30 Tage nicht meditiert wurde, wieder von null an gezählt werden. Wer also am 29 Tag mit seiner Praxis bricht beginnt komplett von vorn.

Welches Versprechen (und welche Erwartung) mich damals genau motivierte weiß ich nicht mehr, ich entschloss mich jedoch die Übung durchzuführen und bereue die investierte Zeit nicht. Welche Wirkung die Meditation auf den Organismus hat, hängt von der Meditationsart ab und hier gibt es viele Varriationen. Es gibt Meditationen die zum Stressabbau geeignet sind, die beruhigend wirken, oder die dabei helfen Ziele zu fokussieren. Laut verschiedener Studien u.a. einer der University of north Carolina lässt sich mit Meditation unsere Gehirnleistungsfähigkeit steigern. Auf meine persönlichen Erfahrungen mit der 30 tägigen Meditation gehe ich nachfolgend ein.

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Bei der Meditation die ich ausführte sitzt der Yogi elf Minuten im Schneidersitz. Das kann für Beginner, über die Dauer von elf Minuten, anstrengend sein und es empfiehlt sich die Verwendung eines Sitzblocks. Anstelle einer speziellen Yoga-Matte verwendete ich eine einfache Decke. Im Schneidersitz sitzend werden die Hände, in einer Gebets ähnlichen Haltung auf die Höhe des Herzens gebracht. Die Finger sind leicht gespreizt und der Daumen berührt das Herz. Die Augen sind einen winzigen Spalt geöffnet und der Blickfokuspunkt verbleibt für die kompletten elf Minuten auf der Nasenspitze. Es wird zwölf Sekunden ein- und zwölf Sekunden durch die Nase ausgeatmet.

Anfangs während der ersten zwei bis drei Tage war ich sehr motiviert zu meditieren. Dann nahm die Motivation ab und ich musste mich selbst überwinden, was mir letzten Endes gelang. Eventuell auch aufgrund der öffentlichen Ankündigung in der Gruppe, das Experiment zu wagen, und der Regel von vorn beginnen zu müssen, falls die Übung an einem der Tage nicht ausgeführt wird. Eine spannende Beobachtung ist, dass die Unlust nach circa zehn Tagen abnahm. Nach zwei Wochen war es für mich völlig normal zu meditieren. Am Ende der 30 Tage war das meditieren für mich zur Gewohnheit geworden. Es fühlte sich sogar merkwürdig an, am 31. Tag nicht mehr zu meditieren. So meditiere ich auch heute noch gelegentlich. So lernte ich nicht nur das Meditieren, sondern auch wie sich durch Disziplin neue Gewohnheiten bilden lassen.

Neben dieser Lernerfahrung konnte ich beobachten, dass sich meine Wahrnehmung besonders am Ende einer Meditationssitzung veränderte. Vermutlich ist der sich einstellende Effekt schwer zu beschreiben, denn dank Manfred Spitzer’s Buch zum Thema Lernen weiß ich, dass ein Kind nur dann weiß wie sich Wasser anfühlt, wenn es die Hand ins Wasser gehalten hat. Eine Erklärung reicht nicht aus. Eventuell bietet sie einen Vorgeschmack, deshalb versuche ich es dennoch. Die eingenommene Perspektive ist die eines Beobachters. Mit innerer Ruhe wirken alle Sinneseindrücke nach Abschluss der Meditation wesentlich intensiver. Gegenstände müssen nicht mehr durch den rationalen Verstand interpretiert wahrgenommen werden. Ich kann Sie schweigend beobachten. Eventuell sieht man in diesem Zustand die Dinge etwas mehr so wie sie sind, unsere gedankliche Iterpretation der physischen Welt ist nicht die physische Welt selbst, sondern eine höhere diese beschreibende Abstraktionsebene, die mit der physischen Welt selbst in Wechselwirkung steht. In anderen Worten, die physische Realität beeinflusst unsere Gedanken und unsere Gedanken beeinflussen die phyische Welt. Eventuell bedarf es einiger Meditation um solche Meta-Gedanken zu entwickeln.

Eine weitere Beobachtung, die ich während dieser Zeit machte ist, dass ich wesentlich ruhiger wurde. Ich erinnere mich auch an eine Situation in welcher ich einen Konflikt mit einem Mitbewohner erlebte. Zwischenzeitig musste er kurz das Haus verlassen, ich nutzte diese Zeit zum meditieren. Als er wenige Minuten später zurück kam, war er noch ganz aufgeregt, wie wir beide vorher, und ich ganz ruhig.

Mit diesem Wissen lässt sich die Meditation einsetzen um Stress abzubauen und den Kopf zu klären, um sich auf eine bestimmte Aufgabe zu fokussieren.